Bischof Memelauer war Vorbild für Mut, Glaube und Menschlichkeit
Bischof Schwarz erinnerte in der St. Pöltner Kirchenzeitung "Kirche bunt" an die eindrucksvolle Silvesterpredigt 1941, in der Memelauer sich deutlich gegen die menschenverachtende Ideologie des Nationalsozialismus stellte. Memelauer bleibe damit "ein leuchtendes Beispiel für christliche Standhaftigkeit und moralische Klarheit", so Schwarz.
Memelauer zeige bis heute, "dass Mut, Glaube und Menschlichkeit zeitlose Tugenden sind, die auch in der heutigen Zeit Orientierung und Halt geben können", würdigte Schwarz, den aus dem niederösterreichischen Mostviertel stammenden Memelauer, der ab 1927 Bischof der Diözese St. Pölten war.
Am Donnerstag, 19. September, findet um 18.30 Uhr im St. Pöltner Dom eine Gedenkmesse für den Bischof mit anschließendem Festakt statt. Im Rahmen des Festakts wird das neue Buch "Michael Memelauer - Leben und Wirken eines Volksbischofs" von Felix Deinhofer vorgestellt. Auch das Museum am Dom widmet dem Bischof im ehemaligen Luftschutzkeller der Diözese eine Sonderausstellung.
Die Ausstellung soll Besucher dazu anregen, über die Bedeutung christlicher Werte und persönliche Verantwortung in der Gesellschaft nachzudenken, erklärte dazu Bischof Schwarz. Man zeige Memelauer zudem "nicht nur als den mutigen Bekenner und Verteidiger christlicher Werte zeigen, sondern auch seine Rolle als Seelsorger, Lehrer und Hirte verdeutlichen, der stets die Nähe zu den Menschen suchte". So würden dessen Bescheidenheit, sein tiefer Glaube und sein unerschütterliches Vertrauen in die göttliche Vorsehung sind Vorbilder, bis heute inspirieren.
Besonders eindrucksvoll zeige die Ausstellung Memelauers Beziehungen zu den Gläubigen und seine Fähigkeit, Brücken zu bauen - sowohl in schweren Zeiten des Krieges als auch in den Jahren des Wiederaufbaus, erklärte Schwarz. Und weiter: "Diese Brückenbauerqualitäten sind heute aktueller denn je, wenn wir in einer Welt voller Herausforderungen leben, die nach Einheit und Verständigung ruft."
Widerstand gegen NS-Euthanasiepolitik
Michael Memelauer war zunächst Dompfarrer und ab 1927 Bischof der Diözese St. Pölten. 1938 begann sein Widerstand gegen den Nationalsozialismus. Am 31. Dezember 1941 hielt Memelauer eine Silvesterpredigt, in der er sich mit den Worten "Vor unserem Herrgott gibt es kein unwertes Leben" deutlich von der nationalsozialistischen Euthanasiepolitik distanzierte. Der später vergessene Predigttext wurde 2017 vom St. Pöltner Diözesanarchiv neu herausgegeben. Memelauer erinnerte 1941, mitten im Zweiten Weltkrieg, in seiner Silvesterpredigt an das christliche Grundgebot "Du sollst nicht töten". Dieses sei "das gewaltigste, die Menschheit auf der ganzen Welt schützenden Gottesgesetz", so der Bischof damals.
Schon 1938 vor der Volksabstimmung, mit der nachträglich der "Anschluss" Österreichs an Hitlerdeutschland legitimiert werden sollte, hatte Memelauer Distanz zum neuen Regime erkennen lassen: Beim Abdruck der "Ja"-Empfehlung der Bischofskonferenz im St. Pöltner Diözesanblatt ließ er die Einleitungsworte "aus innerster Überzeugung und mit freiem Willen" weg - woraufhin der Text später noch einmal abgedruckt werden musste.
Im Dienst der Kirche und der Menschlichkeit
Memelauer, geboren am 23. September 1874 in der Pfarre Sindelburg als Sohn eines Bauern, entwickelte sich früh zu einer einflussreichen Persönlichkeit innerhalb der katholischen Kirche Österreichs. Er trat 1892 in das Priesterseminar St. Pölten ein und begann sein Theologiestudium. Am 14. Jänner 1897 wurde Memelauer von Bischof Johannes Baptist Rößler zum Priester geweiht. In den folgenden Jahren diente er als Aushilfspriester in Haag, als Kooperator in Schrems und ab 1901 in Krems. 1904 erfolgte seine Berufung zum Domkurat in St. Pölten, und 1917 wurde er zum Kanonikus und Dompfarrer ernannt. Memelauer gründete 1920 die Caritas St. Pölten.
Am 18. April 1927 ernannte Papst Pius XI. Memelauer zum Bischof von St. Pölten. Die feierliche Weihe fand am 26. Mai 1927 statt, und am 31. Mai 1927 wurde er unter großer Beteiligung des Volkes in sein Amt eingeführt. Sein Wahlspruch "Caritati" (der Liebe) zeugte von seiner tiefen Hingabe zur Nächstenliebe.
Während seiner 34-jährigen Amtszeit führte Memelauer die Diözese durch schwierigste Zeiten vor allem während des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkriegs. Unter seiner Leitung wurden zahlreiche Pfarren und Pfarrexposituren gegründet, das Priesterseminar modernisiert und ein neues Knabenseminar errichtet. 1929 initiierte er die Gründung der Katholischen Aktion in der Diözese St. Pölten, und 1946 wurde die St. Pöltner Kirchenzeitung ins Leben gerufen.
Ab 1952 war es Memelauer aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr möglich, alle Aufgaben seines Amtes wahrzunehmen. Auf sein Ersuchen hin wurde ihm Franz König, der spätere Erzbischof von Wien, als Koadjutor zur Seite gestellt. Nach Königs Ernennung zum Erzbischof von Wien im Jahr 1956, wurde Franz Zak zum Bischof-Koadjutor und späteren Nachfolger Memelauers bestimmt.
Michael Memelauer verstarb am 30. September 1961, wenige Tage nach seinem 87. Geburtstag. Bestattet ist er in der Bischofsgruft des St. Pöltner Doms. Über dem Hauptportal des Alumnats von St. Pölten erinnert eine barockisierte Wappenkartusche an ihn, als Zeichen seines bleibenden Erbes und seines Beitrags zur Kirche in Österreich.