- Geistliche Begleitung meint eine Reihe von Einzelgesprächen einer Christin/ eines Christen mit einer Begleiterin/ einem Begleiter, die in regelmäßigen Abständen (etwa einmal monatlich) über einen längeren Zeitraum hinweg (üblicherweise mehr als sechs Monate) stattfinden.
- Damit gehört Geistliche Begleitung zu den Diensten der Seelsorge für alle Gläubigen. Zeitrahmen, Ort, Inhalt und Gestaltung der Beziehung zwischen Begleiter/in und begleiteter Person sind klar vereinbart.
- Geistliche Begleitung geht von der Überzeugung aus, dass Gott jeden Menschen beim Namen ruft - auf einen je eigenen und persönlichen Weg. Ziel Geistlicher Begleitung ist, dass es der/ dem Begleiteten gelingt, diese ganz persönliche Berufung zu entdecken, zu beantworten und im konkreten Leben zu entfalten.
- Inhalt der Geistlichen Begleitung ist das ganze Leben des/ der Begleiteten unter der zentralen Frage: Wo ist mehr "LEBEN"? - eine tiefere Beziehung zu Gott und zu den Menschen, eine intensivere Nachfolge Christi zu finden.
- Das Wahrnehmen, Reflektieren und die Gestaltung der Beziehung zu Gott und des eigenen Lebens stehen im Mittelpunkt. Der/ die Begleiter/in ist dafür verantwortlich, dass dieser Focus deutlich bleibt.
- Geistliche Begleitung ist nur in einem freiwillig eingegangenen Vertrauensverhältnis möglich und kann nach Rücksprache von der begleiteten Person bzw. der Begleiterin/ dem Begleiter jederzeit beendet werden.
Geistliche Begleitung ist …
Geistliche Begleitung will …
- helfen und ermutigen
- das Wirken des Geistes Gottes in der eigenen Lebensgeschichte und auf dem eigenen Lebensweg zu entdecken und zu bejahen.
- Gott im Alltag zu suchen und zu finden
- dass der innere Zusammenhang von Gottes-, Nächsten- und Selbstliebe erkannt und gestärkt wird
- neue Schritte auf dem eigenen geistlichen Weg einzuüben,
- Hindernisse und Hilfen auf diesem Weg wahrzunehmen und mit ihnen umgehen zu lernen (Unterscheidung der Geister),
- das persönliche Gebet zu fördern und zu verlebendigen,
- den Willen Gottes klarer zu erkennen,
- das eigene Leben mehr aus dem Geist des Evangeliums zu gestalten,
- eine verantwortete Lebensentscheidung zu treffen oder eine bereits getroffene zu vertiefen
Geistliche Begleitung ist/ will nicht …
- Entscheidungen abnehmen und Vorgaben machen.
- Geistliche Begleitung ist mit engeren Beziehungen (im persönlichen oder beruflichen Bereich, besonders bei einem juridischen Abhängigkeitsverhältnis) nicht vereinbar.
- Geistliche Begleitung und das Sakrament der Versöhnung sind zwei unterschiedliche Dienste der Kirche an den Menschen.
- Geistliche Begleitung hat eine Verwandtschaft und Nähe zu anderen Formen des helfenden Gesprächs (z.B. zum Seelsorglichen Gespräch), ist aber nicht mit diesen zu vermischen oder zu verwechseln.
- Ähnlichkeiten, aber ebenso deutliche Unterschiede gibt es weiters zwischen Geistlicher Begleitung und Lebensberatung/ Counseling oder Supervision.
- In Bezug auf Psychotherapie gilt: Geistliche Begleitung hat heilende Wirkungen, kann (und darf) jedoch keine Therapie ersetzen. Gegebenenfalls sind psychiatrische und/oder psychotherapeutische Behandlung zu empfehlen
Geistliche Begleiter/innen
Geistliche Begleiter/innen mit diözesaner Anerkennung:
- verfügen über eine abgeschlossene Ausbildung oder anderweitig erworbene notwendige Befähigung zur Geistlichen Begleitung
- sind offen für die Unterschiedlichkeit geistlicher Wege
- behandeln alles in Geistlicher Begleitung Gehörte vertraulich
- haben eigene Vorerfahrungen mit Geistlicher Begleitung von mindestens zwei Jahren und stehen selbst in Geistlicher Begleitung,
- führen ein eigenes geistliches Leben und leben mit der Kirche verbunden
- schöpfen aus eigener kontinuierlicher Exerzitienerfahrung,
- bilden sich regelmäßig weiter und nehmen Praxisbegleitung in Anspruch,
- begleiten, ohne die eigenen affektiven Bedürfnisse in der Begleitungsbeziehung zu befriedigen, ohne die begleitete Person an sich zu binden oder auf eigene Überzeugungen festzulegen,
- enthalten sich entschieden jeder erotisch-sexuellen Betätigung mit der begleiteten Person (Missbrauch)
- erkennen die vorliegenden Standards an.