Salzburger Alterzbischof Kothgasser gestorben
Ende November war Kothgasser aufgrund einer Gehirnblutung in das Grazer Landeskrankenhaus eingeliefert worden. Er wurde daraufhin im Landeskrankenhaus behandelt. Nach der Entlassung aus dem Spital und der Rückkehr nach Salzburg hatte sich sein Gesundheitszustand wieder verschlechtert.
Kothgasser wurde am 29. Mai 1937 in Lichtenegg (Steiermark) geboren. Er studierte in Turin und Rom. Von 1982 bis 1997 war er Professor für Dogmatik und zweimal Rektor an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Benediktbeuern in Bayern, von 1997 bis 2002 Bischof von Innsbruck.
„Nie von Karriere geträumt“
Rückblickend auf seinen Lebenslauf erklärte Kothgasser anlässlich seines 85. Geburtstags im Salzburger „Rupertusblatt“, er habe nie von Karriere geträumt, „sondern einfach davon, wie ich die Aufgaben meines Lebens so gut wie möglich erfüllen kann“. Stets sei es ihm darum gegangen, „die anderen Menschen ernst zu nehmen und durch mein Dasein und Mitgehen die Zuwendung und Sympathie Gottes ein wenig spüren zu lassen“.
Als seine schwierigste Zeit bezeichnete der Erzbischof seinen Wechsel von Innsbruck nach Salzburg 2003. „In der jungen Diözese Innsbruck war ich der dritte Bischof, in Salzburg jedoch war ich der 90. Bischof beziehungsweise Erzbischof. Die Umstellung auf den ‚Primas Germaniae‘ oder den ‚Legatus Natus‘, den Stellvertreter des Papstes in deutschen Landen, erschien mir am Anfang eine Schuhnummer zu groß.“ Angesichts der vielen Herausforderungen damals hätten ihn aber die „große Geschichte der Erzdiözese“ wie auch die „hervorragende Mitarbeit vieler im Hirtendienst“ ermutigt.
Vom Heiligen Geist fasziniert
Auch auf seine intensive Beschäftigung mit dem Heiligen Geist kam Kothgasser zu sprechen. Die dritte göttliche Person habe ihn schon seit dem Studium fasziniert. In Rom sei dann noch das Kennenlernen der Charismatischen Erneuerung dazugekommen. So sei das Pfingstfest für ihn „Jahr für Jahr ein Angelpunkt meines geistlichen Lebens und meiner Verkündigung“ geworden, so wie schließlich auch das in seiner Amtszeit gestartete Salzburger Loretto-Jugendtreffen.
Vom Lebenszeugnis der Menschen werde es abhängen, „wie es unseren Gesellschaften, den Völkern, den Kulturen und Religionen untereinander geht, um den Weg der Wahrheit, der Liebe und des Lebens miteinander und füreinander zu suchen und zu finden“, betonte der emeritierte Erzbischof.
Bauernsohn aus der Steiermark
Alois Kothgasser wurde 1937 im steirischen St. Stefan im Rosental (Bezirk Feldbach) in eine Bauernfamilie geboren. Mit 18 Jahren trat er bei den Salesianern Don Boscos ein. Die Matura legte er zwei Jahre später am Aufbaugymnasium des Ordens in Unterwaltersdorf (Niederösterreich) ab und arbeitete zunächst in Schülerheimen. Es folgte das philosophisch-theologische Studium an der Päpstlichen Hochschule der Salesianer in Turin, wo er 1964 zum Priester geweiht wurde.
Das Doktoratsstudium absolvierte er an der Päpstlichen Universität der Salesianer in Rom, wo er die letzten Tage des Zweiten Vatikanischen Konzils miterlebte. Er lehrte an derselben Hochschule von 1969 bis 1982 und war dann an der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Salesianer Don Boscos in Benediktbeuern Professor und von 1982 bis 1988 sowie von 1994 bis 1997 auch Rektor.
Bischof von Innsbruck
Am 10. Oktober 1997 ernannte Papst Johannes Paul II. (1978–2005) Kothgasser zum Diözesanbischof von Innsbruck, die Weihe folgte am 23. November. Genau fünf Jahre später wählte ihn das Dom- und Metropolitankapitel zu Salzburg aus dem von Rom vorgelegten Dreiervorschlag zum neuen Erzbischof. Die Bestätigung des Papstes erfolgte am 27. November, die Amtsübernahme am 10. Jänner 2003 und die feierliche Amtseinführung am 19. Jänner. Sein Wahlspruch lautete: „Veritatem facientes in caritate“ (Die Wahrheit in Liebe tun).
Von Kothgassers Amtszeit schreibt die Erzdiözese Salzburg, sie sei „von großer Verbundenheit mit Gott und den Gläubigen geprägt“ gewesen. Der Erzbischof habe sich viel Zeit für die Sorgen und Nöte der Menschen genommen und die Begegnungswochen „Offener Himmel“ initiiert, in denen er jährlich in einer anderen Region mit Tausenden Menschen zusammenkam. Der emeritierte Erzbischof förderte die Zusammenarbeit mit der Wissenschaft und den Dialog mit anderen Religionen.
Auf seine Initiative startete auch die „Woche für das Leben“, bei der über 100 Salzburger Pfarren die Bedeutung des Lebensschutzes von der Empfängnis bis zum natürlichen Tod bewusst machen wollen. Kothgassers Konflikt mit der damaligen Salzburger Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SPÖ), die in den Landeskliniken Abtreibungsambulanzen errichten wollte, was er strikt ablehnte, sorgte österreichweit für viel Aufsehen.
Mann des Miteinanders
In der Österreichischen Bischofskonferenz galt Kothgasser als Mann des Miteinanders und der Versöhnung. Während seiner Jahre als Diözesanbischof war er zuständig für die Bereiche Liturgie, Priesterseminare, Theologische Fakultäten und Hochschulen sowie für die Laientheologen, er gehörte der Glaubens- und Finanzkommission an und vertrat die österreichische Kirche in der Glaubenskommission der Deutschen Bischofskonferenz und bei den Theologengesprächen in Mainz.
Im Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) war Kothgasser Referatsbischof für Berufungspastoral, zudem gehörte er auch der Gottesdienstkongregation an der Römischen Kurie an. Er war weiters bis 2016 Generalpräsident der Catholica Unio Internationalis und bis 2017 Großprior der Ritter vom Heiligen Grab zu Jerusalem in Österreich.
Zahlreiche Auszeichnungen zeigen auf, wie hoch Erzbischof Kothgasser wertgeschätzt wurde. Er selbst vergab mit dem diözesanen Amt für Schule bisher siebenmal – zuletzt erst Anfang Mai – den Dr.-Alois-Kothgasser-Preis für herausragende vorwissenschaftliche Arbeiten von Schülerinnen und Schülern, die im Unterrichtsfach Religion maturiert haben. Seine Autobiografie veröffentlichte Kothgasser 2019 bei Tyrolia unter dem Titel „Mein Leben in Stationen“.