Weihnachten ohne Dich… Gedanken einer Betroffenen
Ich überlegte Auswege aus dem Weihnachtsgeschehen rund um mich und dachte über Fluchtmöglichkeiten nach. Ich suchte nach Alternativen zu unseren bisherigen gemeinsamen Festtagsritualen, die ich zum ersten Mal seit Deinem Tod ganz alleine planen und begehen musste. Ich fühlte mich überfordert, wollte mich mit Weihnachten ganz gewiss nicht beschäftigen, wollte im Gegenteil nur fliehen und wusste doch nicht wohin mit mir und meiner Trauer. Da erreichte mich das Angebot der Kompetenzstelle Trauer, die adventliche Feier für Trauernde zu besuchen.
Was mich dort erwartete war ein behutsames Aufgefangen-Werden in einem behüteten Rahmen, in dem vieles geschehen konnte aber nichts geschehen musste. Und mit einem Mal war ich in der Lage, meiner mutlosen Untätigkeit das Gestalten einer ganz persönlichen Kerze für meine verstorbene Angehörige entgegenzusetzen. Ich konnte die wortlose Erschütterung, in die mich Dein Tod gestürzt hatte, wandeln und meine Botschaft an Dich auf den dafür vorbereitete Papier-Stern schreiben, es anschließend sogar auf dafür bereit gestellte Kiefern-Zweige hängen. Mit Hilfe von Tüchern, Trockenblumen und Steinen war von Verantwortlichen der Kompetenzstelle Trauer der Weg des Lebens gestaltet worden und ich konnte für einen flüchtigen Augenblick akzeptieren, dass der natürliche Lauf des Lebens den Tod notwendigerweise miteinschließt. Die wertschätzende und unaufdringliche Atmosphäre und die liebevolle Stimmung in der Gesellschaft anderer Trauernder machte dies wohl möglich. Dank der Anregungen, Text und Lieder konnte ich ein wenig von der Schwere der Trauer ablegen und mich ich fühlte mich getröstet und geborgen.
Ja. Immer noch Weihnachten ohne Dich, aber es hat für mich an Schwere verloren und es darf anders gut werden.